Der Riesenseeadler ist der größte Adler auf der Erde. Weibchen sind größer als Männchen und ihre Flügelspannweite kann bis zu 280 cm erreichen. Gemeinsam mit weiteren 7 Adlerarten gehört er zur Gattung Haliaeetus, sog. „Seeadler“. Allgemein bekannte Vertreter dieser Gattung sind der Seeadler (H. albicilla), der auch in Tschechien lebt und nistet, und der Weißkopfseeadler (H. leucocephalus), der Nordamerika besiedelt und das Nationalsymbol der USA ist. Im Zoo Brno wurden in der Vergangenheit alle drei oben genannten Adlerarten gezüchtet, und für die Zukunft ist es auch so geplant. In der Gegenwart wird jedoch der Aufzucht der Riesenseeadler alle Aufmerksamkeit gewidmet. In der unmittelbar an die Eisbärenanlage angrenzenden Voliere können die Besucher das neu zusammen gebrachte Adlerpaar bewundern. Beide oben genannten Tierarten sollen auch in der Zukunft, nach Modernisierung und Ausbau der beiden Anlagen, Nachbarn bleiben.
Wie schon der Name dieser Adlerart verrät, ist ihr Vorkommen auf Kamtschatka, die Umgebung des Ochotskischen Meeres einschließlich der Aleuten und der Insel Sachalin begrenzt. In südlicher Richtung reicht es bis auf die japanische Insel Hokkaido. Der Riesenseeadler ist, ähnlich wie fast alle anderen Raubvögel, vor allem durch menschliche Aktivitäten bedroht. Die Anzahl der in freier Wildbahn lebenden Individuen sinkt – zwar allmählich, aber konstant. Die EARAZA (Euro-asiatischer Verband der Zoos und Aquarien) organisiert zur Zeit ein Monitoring der Bestandsveränderungen der gesamten Population, mit besonderem Augenmerk auf Risiken und negative Faktoren für das Nisten und auf Möglichkeiten für die Stärkung der Population in Zoos durch gesteuerte Entnahme in freier Wildbahn lebender Individuen. Sollte in den nächsten 30 bis 50 Jahren ein katastrophisches Szenario bezüglich des Bestands der in freier Wildbahn lebenden Riesenseeadler wahr werden, könnten die in Zoos lebenden Tiere zur Quelle der Individuen für die Wiederansiedlung werden. Im Falle des Riesenseeadlers wurden die Rettungsmaßnahmen noch früher eingeleitet, als der Bestand in freier Wildbahn lebender Tiere unter die kritische Grenze gesunken ist, was ein wirklich seltenes Beispiel ist.
Der Zoo Brno beteiligt sich bereits seit 2004 am internationalen Programm zur Rettung des Riesenseeadlers (Heliaeetus pelagicus). Der Zoo befasst sich, neben der Aufzucht und erfolgreicher Vermehrung, auch mit Erforschung der genetischen Diversität dieser Vogelart. Bis heute wurden insgesamt 257 Individuen analysiert. Als Grundprobe wurden bislang 187 Individuen aus zwei Nistgebieten, der Insel Sachalin und dem Flussgebiet des Amur genommen. Kenntnis des genetischen Profils der gezüchteten Vögel ist für Zoos von grundsätzlicher Bedeutung. Bislang wurden 70 Individuen dieser seltenen Vogelart, die aus 13 Zoos in 6 europäischen Ländern stammen, untersucht. Die gewonnenen Ergebnisse sind sehr wertvoll, da man mit ihrer Hilfe nicht nur genaue Verwandtschaftsbeziehungen, sondern auch jeden einzelnen Vogel identifizieren kann. Jeder Zoo, der diese Tierart züchtet und Proben für die Analyse zur Verfügung gestellt hat, erhält für jeden Vogel den sog. genetischen Pass „DNA Code Certificate)“, der einen Bestandteil des Zuchtbuches bildet. Dies macht nicht nur die genaue Identifikation eines jeden Individuums möglich, sondern kann auch illegalen Handel mit dieser gefährdeten und seltenen Art unterbinden. Genetisches Zertifikat sollte in der Zukunft verbindliche Voraussetzung für die Erteilung der Zuchtgenehmigung sein.
Kontonummer der öffentlichen Sammlung für die Förderung der Zucht und Rettung gefährdeter Tierarten – Riesenseeadler: 276543794/0300. Wir danken Ihnen für alle Spenden.